Leitfaden zu Prozessführung

Dieses Dokument wurde von der Anlaufstelle des antifaschistischen Aufbaus Köln/ Brühl geschrieben.

Wir als Anlaufstelle sind ein strukturelles Instrument einer Gruppe, die bei übergriffigem Verhalten (von unangenehmen Sprüchen über Verhalten auf Demos oder öffentlichen Veranstaltungen bis hin zu sexuell übergriffigem Verhalten) greift. Unsere Aufgabe besteht darin, den Betroffenen zu helfen, das Geschehene aufzuarbeiten und ein Klima innerhalb der Gruppe zu schaffen, in der sich die Betroffenen wohlfühlen und weiter politisch arbeiten können und wollen. Wir arbeiten nach dem Parteilichkeitsprinzip für die betroffene Person, dennoch ist es unser Anspruch, den ganzen Prozess¹ so gut es geht neutral und distanziert zu führen. Auch ist unsere Aufgabe, die antipatriarchale Arbeit der Gruppe zu beobachten und ein Korrektiv für diese zu sein, sich mit Tätern aus unserer Struktur auseinander zusetzten und mit ihnen aktiv an ihrem Fehlverhalten zu arbeiten.

Dieses Dokument soll als Leitlinie dienen, wie man mit übergriffigem Verhalten umgehen kann und unsere Meinung nach sollte. Dennoch können wir niemandem vorschreiben, wie er oder sie einen Prozess zu führen hat und dieses Dokument richtet sich auch nicht an Betroffenen oder Täter, sondern an Prozessbegleitungen² dieser. Dieses Dokument soll Menschen helfen, wenn sie übergriffiges Verhalten und/oder patriarchales Verhalten beobachten und mitbekommen oder als Vertrauensperson herangezogen werden. Das Dokument ist auf den Idealfall ausgelegt, dass es eine betroffene Person und einen Täter gibt, die beide bereit sind Teil von dem Prozess zu sein. Oft tritt dieser Fall nicht ein, dann ist es Aufgabe dieses Dokument als Grundlage und Leitlinie für den kommenden Prozess zu nutzen und ggf. anzupassen (was möglich ist). Außerdem soll dieses Dokument als Debattenbeitrag für die linke Bewegung dienen.